Vom Arbeitgeber geförderte Sportkurse, Obstkörbe und Lauf-Challenges sind schon ein guter Versuch, die eigenen Beschäftigten gesund zu halten und zu mehr Achtsamkeit am Arbeitsplatz zu motivieren. Doch auch die psychische Gesundheit und die Pflege dieser müssen ihren Weg zum Arbeitsplatz finden.
Mehr über den Achtsamkeitstrend, wie wichtig Achtsamkeit im Arbeitsalltag ist und was Sie als Arbeitgeber voraussetzen müssen, erfahren Sie genau in diesem Artikel.
Key Facts
- Achtsamkeit wurde als Begriff insbesondere im Buddhismus geprägt, hat heute aber auch eine wichtige Bedeutung für das Wohlbefinden von Arbeitnehmer*innen in Ihrem Unternehmen.
- Damit sich Achtsamkeit positiv auf die mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeiter*innen auswirken kann, müssen die drei Faktoren institutionalisierte Achtsamkeit, wertschätzende Betriebskultur und Achtsamkeit als Programmstruktur gegeben sein.
- Verschiedene Achtsamkeitsübungen können dabei helfen, den Stress im Büroalltag besser zu managen.
- Woher kommt der Begriff Achtsamkeit?
- Warum ist Achtsamkeit so wichtig?
- Was bedeutet Achtsamkeit am Arbeitsplatz?
- Wie sieht ein achtsames Unternehmen aus?
- Übungen zur Achtsamkeit am Arbeitsplatz im Büroalltag: Stress
- Beispiele und Tipps zur Stressreduktion mit Achtsamkeit am Arbeitsplatz
- Fazit: Achtsamkeit am Arbeitsplatz
Woher kommt der Begriff Achtsamkeit?
Der Buddhismus ist die Religion, die den Begriff der Achtsamkeit prägt. Es handelt sich dabei um ein Konzept, das vor allem durch die genutzte Technik der Meditation auch in der westlichen Welt angekommen ist. Ohne Achtsamkeit kann auch keine Meditation stattfinden; die beiden Begriffe beeinflussen sich also gegenseitig.
Im Buddhismus ist die Achtsamkeit ein zentrales Konzept in ihrer Lehre, das bereits seit 2500 Jahren besteht. In den zahlreichen asiatischen Verbreitungsgebieten des Buddhismus ist dies so perfektioniert, dass sie seitdem kaum Veränderung erfahren hat.
Auch wenn die Wurzeln auf die östlichen Weisheitslehren zurückgehen, begegnen den meisten Menschen, oft unbewusst, die Praktiken im Alltag.
Was bedeutet Achtsamkeit?
Das Konzept geht auf eine menschliche Fähigkeit zurück, im Hier und Jetzt vollkommen präsent zu sein. Genauer gesagt, geht es um den IST-Zustand und unsere Wahrnehmung. Zentral dabei ist es, unsere Wahrnehmung ohne eine innere Wertung zuzulassen. Egal, ob unsere Gefühle angenehm oder unangenehm sind. Es gehört zur Übung, den gegenwärtigen Moment bewusst wahrzunehmen und diesen vor allem wertungsfrei zu lassen.
Die wertungsfreie Wahrnehmung kann wie ein Muskel verstanden und somit auch wie durch gutes und diszipliniertes Training vergrößert werden. Das bedeutet, dass alle Mitarbeiter*innen Achtsamkeit erlernen können. Das Spannende an der Achtsamkeit als Übung ist, dass selbst wenige Minuten am Tag ausreichend sein können, um ein achtsames Leben zu führen.
Warum ist Achtsamkeit so wichtig?
Innere Ruhe und Zufriedenheit, Gelassenheit und intensives Glücksempfinden sind positive Eigenschaften, die die Achtsamkeit als Ergebnisse erzielen. Mentale Gesundheit ist hier das Stichwort, das wir auch im beruflichen Umfeld anstreben sollten. Vor allem im betrieblichen Gesundheitsmanagement sollte es einen Raum zur Entfaltung geben. Schließlich gehört zu einem gänzlich gesunden Körper nicht nur die physische Bewegung, sondern auch die Prävention vor psychischen Leiden.
In der Medizin ist das Thema schon längst angekommen und verzeichnet bereits sehr gute Ergebnisse. Der Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn entwickelte Ende der 1970er Jahre das Achtsamkeitstraining „Mindfulness-Based Stress Reduction”. Er zeigte damit die gesundheitlichen Effekte. Denn durch das wertfreie Beobachten der eigenen Situation, werden Beschwerden und Schmerzen erträglicher.
Wissenschaftliche Belege der Stressminderung durch Achtsamkeitstraining
Wissenschaftlich belegt wird der Effekt mithilfe des MRT-Verfahrens. Dieses zeigt deutlich, wie sich das Gehirn durch ein bestimmtes Training verändert. Achtsamkeit sorgt nicht nur für ein gesteigertes Glücksgefühl, sondern eben auch für die wahrgenommene Verminderung des Schmerzes und die Reduzierung von Stress.
Im Gehirn zeigt sich das durch das Schrumpfen des Mandelkerns, dort wo das Angstzentrum sitzt und durch das Wachsen des Hippocampus wiederum, der für unsere Gehirnfunktionen zuständig ist.
Auch im Blut wird der positive Effekt nachgewiesen, denn in der Veränderung unseres Hormonspiegels wird das Hormon, welches Stress erzeugt, gesenkt.
Achtsamkeitsmeditationen (wie z.B. in Kursen oder in Apps) werden mittlerweile auch von einigen Krankenkassen unterstützt und in ihrer Nutzung anerkannt. Trainings zu dem Konzept finden auch in der Verhaltenstherapie Einzug. Somit kann auch in der Psychotherapie von deren großen Nutzen profitiert werden. So kann das Konzept aber auch bei physischem Leiden, wie Rückenschmerzen und Migräne helfen, aber auch bei Essstörungen, ADHS, Depressionen und Angststörungen unterstützend sein.
Was bedeutet Achtsamkeit am Arbeitsplatz?
Der Druck unserer Leistungsgesellschaft scheint nicht weniger zu werden und anstehende Deadlines, Überstunden und der Fachkräftemangel sorgen für gesteigerten Stress für Mitarbeiter*innen. Burnout ist in der Arbeitswelt längst kein Fremdwort mehr. Aus diesem Grund wird es Zeit, das Konzept am Arbeitsplatz zu etablieren.
Um die mentale Gesundheit Ihrer Kolleg*innen zu stärken, reicht es nicht aus, Kurse und Apps dafür zur Verfügung zu stellen. Stattdessen müssen die Strukturen und Abläufe innerhalb der Unternehmenskultur neu angepasst werden, sodass diese Achtsamkeit fördert. Die Initiative für Gesundheit und Arbeit hat in der folgenden „Wirksamkeitsanalyse von Achtsamkeit am Arbeitsplatz” diese drei Voraussetzungen als Ergebnisse herausgefunden:
Institutionalisierte Achtsamkeit
- Achtsamkeit am Arbeitsplatz muss räumlich und organisatorisch im Unternehmen eingesetzt werden. Das bedeutet, dass es innerhalb des Unternehmens einen repräsentativen Ort gibt, in dem Achtsamkeit ausgeübt wird. Das kann zum Beispiel ein Raum der Meditation oder der Stille sein.
- Außerdem sollte Achtsamkeit als Institution angesehen werden. Dies kann zum Beispiel durch ein Referat für Achtsamkeit erfolgen. So gibt es für die Mitarbeiter*innen stets eine Ansprechperson, die sich um die Anliegen rund um das Thema kümmert und auch das Wissen darum verbreitet.
Wertschätzende Betriebskultur
- Ihre Mitarbeiter*innen brauchen die Gewissheit, dass das Thema nicht nur sie selbst betrifft, sondern das komplette Unternehmen. Verantwortliche Personen, die also Achtsamkeit fördern und im Alltag etablieren, sind eine essenzielle Voraussetzung. Durch das Erlernen des Konzeptes und durch den wertschätzenden Umgang mit Kolleg*innen wird so auch die Gemeinschaft und die Teamarbeit gestärkt.
Achtsamkeit als Programmstruktur
- Das Konzept der Achtsamkeit sollte in seiner Gänze im Unternehmen gelebt werden. Das bedeutet, dass Achtsamkeit nicht unter Zwang erfolgt, sondern auf Freiwilligkeit und Neugier beruht. Die Programmstruktur bietet dabei den organisatorischen Rahmen. Mitarbeiter*innen sollten gemeinsam mit HR entscheiden, wie die Methode im Beruf Einzug finden kann.
Wie sieht ein achtsames Unternehmen aus?
Doch wie genau sieht eigentlich Achtsamkeit im Job in der Praxis aus? Große Unternehmen wie die Sparda Bank-München, SAP, Continental und Bosch machen große Schritte in Richtung des Konzeptes. Dabei geben sie ihren Mitarbeiter*innen nicht nur Anregungen, wie sie achtsam leben können, sondern die Firmen unterstützen sie auch in ihrer beruflichen Weiterbildung.
Achtsamkeitstraining bei Google
Google ist ein absoluter Vorreiter im Thema Mindfulness Leadership. Aus dem Vorhaben, die Reflexion der eigenen Wahrnehmung und Denkmuster zu erlernen, entstand bei Google das Achtsamkeitstraining „Search Inside Yourself” und das zugehörige Leadership Institute. In diesem Training wird Achtsamkeit mit emotionaler Intelligenz und neurowissenschaftlicher Forschung kombiniert.
Der Kurs ist dabei nicht nur auf Führungskräfte ausgelegt, sondern auf Mitarbeiter*innen in allen Positionen. Gelehrt wird, wie Ihre Mitarbeiter*innen durch Selbstwahrnehmung und -regulation mit ihrem Stress besser umgehen. Die gesteigerte emotionale Intelligenz hilft Ihnen nicht nur in der empathischen Kommunikation untereinander, sondern auch Kund*innen und Partner profitieren von den neuen Fähigkeiten. Abseits des gesteigerten Wohlbefindens der Belegschaft bringen Achtsamkeitspraktiken also auch unternehmerische Vorteile. Unterstützt wird das Konzept durch neurowissenschaftliche Forschung, die das Vorhaben mit Fakten und Studien rund um unsere Denkgewohnheiten, emotionalen Muster und Handlungsweisen untermauert.
Übungen zur Achtsamkeit am Arbeitsplatz im Büroalltag: Stress
Für jeden, der sich für das Konzept interessiert, bietet es sich an, sich zunächst im privaten Umfeld selbst damit zu beschäftigen. Lesen Sie sich dafür ein oder testen Sie selbst das Angebot auf dem Markt, anhand von Apps oder Kursinhalten. Finden Sie also heraus, was für Sie im Themenfeld der Achtsamkeit infrage kommt und natürlich, was Ihnen und Ihrer Work-Life-Balance guttut.
Dies sollte der erste Schritt am Arbeitsplatz sein. Mit etwas Übung im privaten Umfeld fällt es Ihnen dann nicht ganz so schwer, Ihr Wissen und Ihre Fähigkeiten in die Umgebung der Arbeit zu transferieren. Außerdem wissen Sie dann schon, was bei Ihnen funktioniert und wie Sie das nun auch im Büroalltag mit Ihren Kolleg*innen bei Stresserleben umsetzen können.
Der Ansatz findet organisatorisch und institutionell noch nicht in Ihrem Unternehmen statt? Sie können trotzdem für sich und Ihre Mitarbeiter*innen einen groben Rahmen schaffen, indem Leistung kurzfristig keine Rolle spielt und die Achtsamkeitspraxis im Fokus steht.
Beispielsweise könnte die erste halbe Stunde am Morgen für die einzelnen Kolleg*innen geblockt sein, in der das achtsame Einsteigen in den Tag im Büro gewährleistet wird. Das bedeutet, in dieser Zeit gibt es in der Arbeit keine Telefonate, Meetings, E-Mails und Calls. Wenn der Start in den Tag achtsam und stressfrei erfolgt, kann dieses angenehme Gefühl bzw. Wohlbefinden auch in den Rest des Tages und für die anstehende Arbeit mitgenommen werden. Das sollte auch für die Führung Ihres Unternehmens Priorität haben.
Beispiele und Tipps zur Stressreduktion mit Achtsamkeit am Arbeitsplatz
Mediation
Meditation ist die bekannteste Übung der Achtsamkeit. Dabei gibt es verschiedene Arten der Meditation, die je nach Mensch und Anforderung auch einen anderen Effekt haben können. Tipp: Geführte Meditationen, in denen entweder Wahrnehmungsbilder erzeugt werden oder sich auf die eigene Atmung zu fokussieren, gibt es auch in der kostenlosen Version frei zu finden.
Gehmeditation
Neben dieser Art gibt es ebenso die Gehmeditation, die im beruflichen Rahmen beispielsweise in der Mittagspause eingeplant werden kann. Die Konzentration richtet sich dabei auf das Gehen selbst und die Umgebung. Das veranlasst uns, die mitunter stressigen Gedanken ziehen zu lassen. Auch der kurze Gang zur Kaffeemaschine kann in der Arbeit für eine Gehmeditation genutzt werden. Mit etwas Übung und Kontinuität schaffen Sie sich dabei einen Moment der inneren Ruhe, der immer bei Bedarf genutzt werden kann. Der Heimweg kann ebenso für den Rückblick und das Loslassen von Stresssituationen helfen.
Mittagspause und Essen
Achtsamkeit kann in jeder Situation erfolgen, so auch während des Essens. Machen Sie es sich zur Aufgabe, während Ihrer Mittagspause die Arbeit zu vergessen und genau auf Ihr Essen zu achten. Hier müssen Sie klare Grenzen ziehen und müssen die Arbeit außen vor lassen. Wie und was schmecken Sie? Reflektieren Sie, welche Gefühle Ihr Essen in Ihnen auslöst. Lassen Sie dabei angenehme und unangenehme Gefühle und Gedanken zu. Was auch immer Sie in dem Moment der Meditation fühlen, ist in Ordnung und in dieser Akzeptanz lassen Sie sie los.
Fazit: Achtsamkeit am Arbeitsplatz
In unserer schnelllebigen Leistungsgesellschaft ist Stress unser absoluter Feind. Nicht nur unser berufliches Umfeld leidet darunter. Auch privat können negative Auswirkungen des Stresses, darunter psychosomatische Krankheiten wie Burnout, erfahren werden. Jegliche Symptome von Stress sollten Ihnen als Weckruf dienen und ernst genommen werden.
Es handelt sich bei Achtsamkeit zusammenfassend um ein ganzheitliches Konzept, welches Ihnen und Ihren Beschäftigten mit ausreichend Übung und Kontinuität zu einem gesunden Geist verhelfen kann. Stress im Büroalltag ist nicht wegzudenken und auch Achtsamkeit ist kein Wundermittel, das wie auf Knopfdruck funktioniert. Dennoch haben Sie und Ihre Mitarbeiter*innen damit Übungen zur Hand, von denen Sie wissen, dass sie Ihnen helfen können, stressige und unangenehme Situationen besser zu verarbeiten und zu akzeptieren.
Das hat wiederum einen positiven Einfluss auf die Jobzufriedenheit, Kultur und Engagement in Ihrem Unternehmen. Schlussendlich hilft die in diese Art von Übungen investierte Zeit Ihren Mitarbeiter*innen also, Ihre Stressresistenz auszubauen und Einbrüchen in ihrer Produktivität vorzubeugen. Factorials All-In-One-HR-Lösung kann Sie dabei unterstützen!